16
Jul
2011

Das Thema mein Vater - für mich nun endlich abgeschlossen

Warum?

Ich habe einen letzten Anlauf gemacht und ihn versucht ausfindig zu machen. Wie ich herausfand wohnt er nicht weit weg von der Stadt in der ich wohne.

Also schrieb ich ihm folgenden Brief:

Hallo S.,

Überraschung ... ein Brief, den Du sicher nicht erwartest hast.

Es ist nun inzwischen mein 3. Versuch Dich zu kontaktieren. Vor vielen Jahren schon habe ich Dich in der W.straße angeschrieben und nie eine Antwort erhalten. Ich dachte: schade ... er will von mir nichts mehr wissen und gab erst einmal auf und fing an, mich mit dem Gedanken abzufinden, dass Dein Ausländerhass größer ist als die Verbindung zu Deinem einzigen Kind. Ein paar Jahre später kam mir der Gedanke, dass Du diesen Brief vielleicht nie erhalten hast und habe noch einmal einen geschickt – diesmal per Einschreiben um ganz sicher zu gehen. Der Brief kam zurück – Adressat unbekannt. Hmmmm ... nun ja.

Bei Meldeämtern versuchte ich dann, Deine Anschrift in Erfahrung zu bringen ... ohne Erfolg. Man teilte mir mit, dass Du am 31.12.1996 amtlich abgemeldet worden bist. Was das genau heisst, konnte man mir nicht sagen. Eventuelle Obdachlosigkeit, einfach verschwunden oder ins Ausland verzogen. Somit wusste ich, dass Du den ersten Brief wirklich nicht erhalten hast, da ich ihn nach 1996 abgeschickt habe.

Bei der Polizei kam ich auch nicht weiter, die haben Dich dort überhaupt nicht im System gehabt ... es hat nie jemanden mit Deinem Namen in der W.straße gegeben – ich wusste es jedoch besser.

Also versuchte ich über Onkel H. etwas herauszubekommen. Leider kam auch der erste Brief an Onkel H. zurück. Ich hatte eine „falsche“ Hausnummer genommen – zweiter Versuch – auch dieser Brief kam zurück – unter dieser Anschrift kein Empfänger zu ermitteln. Seltsam ...

Dann schrieb ich die Deutsche Rentenversicherungsanstalt an. Ich ging davon aus, dass Du inzwischen – solltest Du überhaupt noch leben – Rente bezogst und hoffte, dass ich hier Auskunft erhalten könnte. Leider nein: Datenschutz.

Nun googelte ich nach allen mit dem Nachnamen J. in D. ... vielleicht hätte ich M. oder D. gefunden ... nein – nur die Nummer und die Anschrift von Onkel H. ... also rief ich ihn gestern an. Ich habe mich sehr gefreut, mit ihm zu telefonieren und zu hören, dass es ihm gut geht. Er teilte mir mit, dass Du inzwischen in S. wohnst und gab mir Deine Anschrift.

Das ist also die lange Vorgeschichte, wie es nun zu diesem Brief gekommen ist.

Es beschäftigt mich natürlich die Frage, ob Du überhaupt Kontakt zu mir haben willst oder mich einfach für Dich ausgelöscht hast.

Ich für meinen Teil habe immer mal wieder an Dich denken müssen und mich gefragt, ob Du mich vergessen hast und nichts mehr von mir wissen willst oder Dich vielleicht doch hin und wieder fragst, was aus Deiner Tochter wohl geworden ist, wie sie aussieht, wie es ihr geht.

Eigentlich wollte ich Deinen bevorstehenden Geburtstag zum Anlass nehmen, um Dir eine Karte zu schicken. Aber nun habe ich mich doch an diesen Brief gesetzt.

Wie geht es Dir? Ich habe gehört, dass Du noch mit der Frau zusammen bist, die ich damals in J. kennengelernt habe. Das freut mich für Dich und ich hoffe, dass es Euch beiden gut geht und Ihr schöne Tage miteinander teilt. Vielleicht habe ich ja inzwischen noch ein „Geschwisterchen“ bekommen?

Tja ... was schreibt man nach 20 Jahren einem eigentlich fremden Menschen – interessiert ihn überhaupt irgendetwas davon? Ich weiß es nicht, ich kann Dich nicht einschätzen und schreibe deshalb erst mal nichts weiter von mir und warte auf eine Reaktion von Dir ... sollte keine kommen, dann werde ich Dich in Ruhe lassen und mich damit abfinden.

Egal wie Du Dich entscheidest – ich wünsche Dir dennoch alles Gute und hoffe, dass Du so lange wie möglich bei bester Gesundheit und voller Lebensfreude bleibst.

Diesen Brief habe ich Anfang Februar geschickt - bis heute keine Antwort. Ich fragte seinen Bruder ob er glaubt, dass er mir antworten wird. Er meinte: keine Ahnung, er ist manchmal seltsam.

Er ist nun 71 Jahre alt geworden. Ich habe ihn seit 20 Jahren nicht mehr gesehen oder von ihm gehört. Und soweit ich weiß, bin ich sein einzigstes Kind. Er weiß auch nicht, dass er Enkelkinder hat.

Jedenfalls werde ich ihn nicht weiter behelligen und das Thema Vater versuchen für mich abzuschließen. Vermissen tue ich ihn nicht, dafür haben wir viel zu wenig Zeit miteinander verbracht. Aber interessiert hätte mich ein Treffen doch schon mal.
Elisabetta1 - 16. Jul, 23:38

Tut mir leid für Dich ;-((((

Wenn man das Bedürfnis hat, seinen Vater "kennzulernen" und es klappt nicht, dann tut das weh - könnte ich mir vorstellen, aber wie Du auch schon sagst, er ist für Dich ein Fremder. Sollte es zu einer Begegnung kommen, was sagt man sich dann? Man tauscht vielleicht ein paar Worte aus, frägt was in den vergangenen Jahren gewesen ist - aber weiter? Wo knüpft man an? Vor allem aber, wenn man sieht oder bemerkt, daß der "Draht" doch nicht zum Glühen kommt, ist die Enttäuschung vielleicht noch größer?
Meine Sicht auf diese Probleme ist eine ganz eigene. Selbst ein Adoptivkind, war es mir nie wichtig meine richtige Mutter kennenzulernen.
Als junger Mensch sagte ich immer "ich bin ein Wunschkind", denn das hat mir meine Adoptivmutter erklärt, sie hat sich sehnlichst ein Kind gewünscht, aber keines bekommen. Für mich gab es immer nur EINE Mutter und das war jene, die mich großgezogen hat.
Ich hätte es außerdem unfair gefunden, ihr mit der Suche nach der richtigen Mutter, vielleicht weh zu tun.
Aber........ jeder Mensch ist eben anders.

Sternenblume - 17. Jul, 17:42

Liebe Elisabetta,
ich kenne meinen Vater ja - aber ich hab früher nur sehr wenig Kontakt gehabt. Er wollte nie ein Kind, meine Mutter hat ihn damals reingelegt und er durfte 18 Jahre lang zahlen.
Einerseits hatte ich Angst vor ihm, andererseits konnte ich mit ihm gut über alle möglichen Dinge reden und ich hatte das Gefühl, er versteht mich besser als meine Mutter.
Tja, nur sein Ausländerhass ...
Da ich nie viel Kontakt zu ihm hatte, wiegt es nicht so schwer, dass er sich nicht mehr meldet. Ich finde es nur schade.
Mich von meiner Mutter zu lösen fällt mir wesentlich schwerer.
Ja, wenn eine Frau ein Kind Adoptiert, dann setzt sie sich vorher ganz intensiv mit dem Wunsch nach Kindern auseinander. Dann ist das Kind, welches sie annimmt, wirklich ein Wunschkind für dass sie viele Kämpfe und Hindernisse überwinden musste!
Viele bekommen Kinder, ohne sie wirklich zu wollen - somit hat mal als Adoptivkind vielleicht eher das Gefühl gewollt und geliebt zu werden als bei den "Unfallkindern".
Dennoch hätte ich - wäre ich ein Adoptivkind - immer wissen wollen aus was für einer Familie ist gekommen bin, hab ich Geschwister, was für Menschen waren meine Eltern ...
Aber das würde nichts an der Tatsache ändern, dass die Menschen, die mich mit Liebe großgezogen haben mir viel näher stehen würden.
Viele liebe Grüße und einen sonnigen Tag!
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